Amritapuri 4. Juli 2025
Amma verneigt sich vor euch allen – ihr seid alle Verkörperungen der göttlichen Liebe und des Wahren Selbst.
Zuallererst möchte ich den Organisatoren dieses Preises, der im Namen von Swami Vivekananda ins Leben gerufen wurde, meinen herzlichen Dank aussprechen.
Amma ist wie ein Postbote
Wann immer es Erfolg oder Errungenschaften gibt – in welchem Bereich auch immer, überall auf der Welt – ist dies niemals nur das Verdienst einer einzelnen Person. Unzählige Menschen haben selbstlos dazu beigetragen, und hinter den Kulissen haben viele unsichtbare Faktoren ihre Rolle gespielt.
Wenn ein schönes Lied einen Preis erhält, wird oft nur der Sänger gewürdigt. Wir vergessen die anderen, die dazu beigetragen haben, das Lied schön zu machen: den Dichter, der den bedeutungsvollen und poetischen Text geschrieben hat, den Komponisten, der die Melodie geschaffen hat, die Musiker, die die Instrumente gespielt haben, die harmonisierenden Backgroundsänger und vor allem die Gnade Gottes.
Nur wenn all diese Elemente zusammenkommen, entsteht ein grossartiges Lied.
Ähnlich verhält es sich mit Amma: Wenn sie etwas Gutes für die Welt tun konnte, dann nur, weil sie mit so vielen guten Kindern gesegnet ist. Diese Kinder kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Nationen.
Die Kinder hören auf Amma, und Amma hört auf die Kinder. So funktioniert es. Deshalb möchte Amma diesen Preis ihnen allen widmen.
Amma ist nur wie ein Postbote. Die Briefe gehören nicht dem Postboten, aber mit Unterscheidungsvermögen und Aufrichtigkeit sorgt der Postbote dafür, dass jeder Brief seine richtige Adresse erreicht. Amma ist genauso.
Alle Ozeane sind eins
Die Verantwortung für jede Handlung – sei sie gut oder schlecht – liegt bei allen, die dazu beigetragen haben, nicht nur bei einer einzelnen Person. Dieser Gedanke der kollektiven Verantwortung ist auch in Bezug auf Fragen des Weltfriedens von grosser Bedeutung.
Ob auf der Ebene der Familie, der Nation oder weltweit – jeder von uns trägt moralische Verantwortung für alles Gute und Schlechte, das in der Welt geschieht. Sich dieser Wahrheit bewusst zu werden, ist der erste Schritt zum Weltfrieden.
Aus geografischer Sicht haben die Menschen den Ozean bequem in mehrere Gewässer unterteilt: den Indischen Ozean, den Pazifischen Ozean, den Atlantischen Ozean usw. Aber in Wahrheit ist der Ozean eins.
Die Erde, auf der wir leben, und die Luft, die wir atmen, sind eins. Alle Lebewesen leben unter ein und demselben Himmel. Alle Menschen auf der ganzen Welt nutzen das Sonnenlicht und die Energie derselben Sonne. Wenn wir zu dieser Erkenntnis gelangen, werden wir nie wieder etwas tun, das der Welt, unseren Mitmenschen, anderen Spezies oder der Natur schadet. Das ist der Weg zum Frieden.
Wenn wir uns in viele Ebenen unterteilen und getrennt voneinander arbeiten, verstärkt das nur unsere Selbstsucht, unseren Hass und unseren Wunsch nach Rache.
Wenn wir das Dharma aufgeben, gibt das Dharma uns auf.
Unsere alten Weisen beteten gemeinsam: „Mögen alle glücklich sein. Möge niemand an Krankheiten leiden. Möge jeder glückverheissende Dinge sehen. Möge niemand Trauer erfahren.“
Wir haben gelernt, wie ein Vogel in den Himmel zu fliegen und wie ein Fisch tief in den Ozean zu tauchen, aber wir haben vergessen, wie man als Mensch geht und lebt.
Selbst ein Regenwurm wird geboren, pflanzt sich fort und stirbt. Was tun wir, das anders ist, obwohl wir diese höhere menschliche Geburt haben? Zumindest während seines Lebens düngt ein Regenwurm den Boden. Wir hingegen verlassen diese Welt, nachdem wir sie ausgebeutet und die Umwelt verschmutzt haben.
Wir müssen darüber nachdenken, was wir der Welt geben können, anstatt uns darauf zu konzentrieren, was wir von ihr nehmen können.
Wo immer eine Schildkröte kriecht, hinterlässt sie Spuren im Sand. Ebenso sollten wir uns bemühen, Spuren – gute Erinnerungen – zu hinterlassen, bevor wir diese Welt verlassen.
Ein Diabetiker kann nicht allein mit Medikamenten geheilt werden – auch eine strenge Diät ist erforderlich. Ebenso ist auch das Bewusstsein von entscheidender Bedeutung.
Einmal ging ein Mann zum Arzt, weil er Bauchschmerzen hatte und Probleme mit seinen Augen. Der Arzt verschrieb ihm ein Medikament für seine Augen und ein anderes für seinen Magen. Aber der Mann trank versehentlich die Augentropfen und träufelte sich das Magenmedikament in die Augen. Natürlich verschlimmerten sich seine Beschwerden nur noch.
Heute befindet sich die Welt in einer ähnlichen Lage. Deshalb können wir Gott nicht für den aktuellen Zustand der Welt verantwortlich machen. Wenn Menschen das Dharma aufgeben, gibt auch das Dharma sie auf.
Eine Epidemie, die gefährlicher ist als Krieg
Wir müssen erkennen, dass die weltweite Epidemie illegaler Drogen sogar gefährlicher ist als Krieg. In der Vergangenheit konzentrierten sich die internationalen Beziehungen auf gegenseitige Zusammenarbeit und Entwicklung zum Wohle des allgemeinen Wachstums und Wohlstands der Weltgemeinschaft.
Leider hat sich dies heute zu einer Haltung gewandelt, die lautet: „Ich brauche mehr für mich, selbst wenn andere dafür bezahlen müssen.“ Infolgedessen sind überall auf der Welt Kriege ausgebrochen. Grosse Summen werden für die Herstellung von Massenvernichtungswaffen ausgegeben. Das ist die Realität unserer heutigen Zeit.
Wenn jedoch von den Millionen und Milliarden, die ausgegeben werden, auch nur ein kleiner Teil des Budgets für die Einstellung von Freiwilligen verwendet würde, die jeder 100. Familie zugewiesen werden könnten, um den illegalen Drogenkonsum zu überwachen und das Bewusstsein für moralische Werte unter Jugendlichen zu schärfen, könnte dies tatsächlich Frieden und Stabilität in die Gesellschaft bringen.
In den Epen hören wir von grausamen Menschen wie Jarasandha. Heute verhalten sich einige drogenabhängige Jugendliche wie moderne Jarasandhas – Dämonen. Tragischerweise erkennen viele in diesem veränderten Zustand nicht einmal ihre eigene Familie und ihre Eltern.
Viele Eltern erzählen Amma, dass sie, wenn ihr Kind nachts nicht nach Hause kommt, zu ihren Nachbarn gehen und dort schlafen, weil sie Angst haben, in ihrem eigenen Haus zu schlafen. Sie befürchten, dass ihr Kind, wenn es betrunken nach Hause kommt, sie vielleicht nicht einmal erkennt und sie sogar angreift und tötet.
Illegale Drogen schädigen unsere Gehirnzellen dauerhaft, und leider haben wir bis heute noch nicht herausgefunden, wie man eine Gehirntransplantation durchführt. Und es ist zweifelhaft, ob wir das jemals können werden. Deshalb ist es unerlässlich, unseren Jugendlichen moralische Werte zu vermitteln und sie auf einen besseren Weg zu führen.
Egoismus ist wie eine Autoimmunerkrankung, bei der unsere Zellen unseren eigenen Körper angreifen und zerstören. Unsere Fähigkeit, die Gefühle und Rechte anderer Menschen zu berücksichtigen, wird zerstört. Die Menschen empfinden keine Reue mehr, wenn sie ihren Nachbarn oder der Natur Schaden zufügen, um sich persönlich zu bereichern.
Mutter Indien als Leitstern
Wir sind keine Kerzen, die von anderen angezündet werden müssen. Wir sind die selbstleuchtende Sonne. Wir sind keine hilflosen Kätzchen, sondern mächtige Löwen.
Die Schriften sagen: „Erwache! Erhebe dich!“ Wir haben unendliches Potenzial in uns. Aber wir brauchen spirituelles Wissen, um dieses Potenzial zu erschliessen. Die Quelle des wahren Glücks liegt nicht ausserhalb von uns – sie liegt in uns.
Nehmen wir zum Beispiel das Rauchen. Manche Menschen finden daran Freude. Andere reagieren jedoch negativ und halten sich schon beim blossen Geruch einer Zigarette die Nase zu. Wenn Glück wirklich in äusseren Objekten existieren würde, dann würden dieselben Objekte allen Menschen gleichermassen Freude bereiten. Aber das ist eindeutig nicht der Fall.
Mögen wir den Weg gehen, den uns unsere ṛṣis gezeigt haben, damit Bharat wieder den Status eines viśva-guru – des spirituellen Lehrers der Welt – erlangt. Möge Bharat ein Vorbild und ein Leitstern für die Welt sein.
Mit liebevoller Dankbarkeit gegenüber den Organisatoren, die diesen Preis im Namen von Swami Vivekananda verliehen haben, der sein Leben der Verherrlichung von Mutter Indien gewidmet hat, überreicht Amma diesen Preis erneut all ihren Kindern.
॥ ॐ लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु ॥
Om Lokah Samasthah Sukhino Bhavantu
Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein.